02 Mai 2013

Recycling

Spatenstich! Ich will einen Garten anlegen und muss dazu natürlich erst noch den Rasen umgraben. Häi, was da alles zum Vorschein kommt! Ein Skelett habe ich zum Glück noch nicht gefunden, dafür allerhand Müll: Alu, Eisen, Schrauben, Plastik. Gruselig genug eigentlich.

Je mehr Erde ich schaufle, desto tiefer wird mein Verständnis für sie. Wieviel gewachsen und wieder gestorben ist, damit so viel fruchtbare Erde daraus werden konnte!
In der Natur gibt es keinen Müll. Alles was aus der Erde geboren wird, wächst, gedeiht, stirbt irgendwann und wird dann selbst wieder zu derselben fruchtbaren Erde. Ein genial-simpler Kreislauf.

Abfall gibt es nur, weil wir ihn erfunden haben. Ganz automatisch halt, als wir anfingen allerlei tolle Materialien zu erschaffen, die nicht einfach so wieder von der Natur verwertet werden können. Auf diese idiotische Idee konnte ja auch nur der Mensch kommen. So türmen wir seit Generationen Berge von Abfall, verbrennen ihn und betonieren die giftigen Reste und andere heikle Sachen irgendwo in einen Berg ein. Endlager nennen wir das. Aus den Augen, aus dem Sinn? Tolle Taktik. Damit wird irgendwann die ganze Erde ein Endlager.

Zurück in den Garten. Ein Nachbar hat soeben die Grünabfuhr kommen lassen. Unglaublich eigentlich, dass wir sogar Grünzeug wie Abfall behandeln. Irgendwann haben wir entschieden Gemüse ist gut, Unkraut ist schlecht, es muss weg. Und dann geben wir teures Geld für Dünger aus, weil die Erde, der wir ständig nur alles wegnehmen, komischerweise immer weniger hergibt.

Diese Wegwerfmentalität macht nicht einmal Halt vor uns selbst. Auch Dinge an und in uns drin haben wir irgendwann mal angefangen in gut und schlecht einzuteilen. Freude, Liebe, Jugend: Alles gute Sachen. Wir wollen ständig nur das haben. Von Traurigkeit, Angst, Krankheit oder Alter hingegen will keiner was wissen. Und was der Arzt nicht rausschneiden kann, weil's halt Gefühle sind, wird weggedrückt, einfach nicht mehr angeschaut und irgendwo in ein „Endlager“ gesteckt, womit wir genau wie beim anderen Müll offenbar meinen die Sache sei dann erledigt. Dabei ist ja klar, dass wir uns damit ins eigene Fleisch schneiden, da wir diese Endlager ja stets mit uns herumtragen, mitsamt seinen hochexplosiven, unangenehm vor sich hin gammelnden „Sonderabfällen“.

Dabei könnte es doch einfach so sein wie im Garten: ALLES wird gebraucht. Und unsere Tränen, dunklen Stunden und unangenehmen Gefühle bereiten ein nahrhaftes Beet für die nächste Generation Freude.